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Zum Abschied

Sehr geehrte, liebe Patientinnen,

Weimar, im Dezember 2022

Am 18. Okto­ber 2021, erlitt ich nach­mit­tags etwa 16:30 Uhr auf dem Goe­the­platz zwi­schen Post und Apo­theke einen Herz­in­farkt mit nach­fol­gen­dem Herz­still­stand – ich ging zu Boden.

Eine mei­ner Pati­en­tin­nen, in wun­der­ba­rer Weise, war glück­lich in mei­ner unmit­tel­ba­ren Nähe. Sie hatte ihre sechs Kin­der dabei und sie war erst am Vor­mit­tag in mei­ner Pra­xis gewe­sen und wollte jetzt das von mir aus­ge­ge­bene Rezept ein­lö­sen. Sie lagerte mich in sta­bile Sei­ten­lage und fühlte dan­kens­wer­ter Weise auch nach mei­nem Puls, der aber nicht mehr spür­bar war.

Dar­auf­hin bat sie zwei Pas­san­tin­nen, den Ret­tungs­wa­gen zu rufen. Diese wähl­ten dann aber in ihrer Auf­re­gung die „110“ und es kam, statt dem Ret­tungs­wa­gen, ein Strei­fen­wa­gen mit zwei Poli­zis­ten. Diese mach­ten sich daran mich zu reani­mie­ren – obwohl sie es bis­her noch nie getan hat­ten – wie ich im Nach­hin­ein erfuhr.

Nach 10 wei­te­ren Minu­ten kam der Ret­tungs­wa­gen. Ich wurde nach den Berich­ten nach zwei­mal defi­bril­liert und ab ging es nach Bad Berka. Dort erhielt ich unmit­tel­bar einen Stent und war gerettet…


  • 60.000 Men­schen haben 2021 das­selbe Schick­sal erlitten
  • 90% davon sind lei­der schon bis zum Ein­tref­fen der Ret­tungs­kräfte verstorben
  • 9% über­leb­ten mit star­ken Ein­schrän­kun­gen und blei­ben den Rest ihres Lebens behindert
  • Nur ein Pro­zent kommt ohne Ein­bu­ßen davon.

Dazu gehöre glück­li­cher­weise ich, für mich schier unfass­bar. Davon bin ich zutiefst berührt, bin dank­bar, demü­tig und glücklich.


Die Poli­zei schirmte ihre Mit­ar­bei­ter ziem­lich effek­tiv ab. Aber ich wollte mich doch bedan­ken. Es hat dann sie­ben Monate gedau­ert, bis ich meine Ret­ter, die bei­den Poli­zis­ten, Mitte Juli 2022 tref­fen konnte. Beim Abschluss­kon­zert der »Blauen Meile« in Krautheim/Berlstedt durfte ich mich bedanken.

Ich hatte 1000 € Spende ver­spro­chen, und sie haben sich die Aus­wahl des Ver­wen­dungs­zwecks geteilt. Der eine wollte für die Eltern­in­itia­tive für krebs­kranke Kin­der Jena (EKK) spen­den und der andere für die Kin­der­ver­kehrs­er­zie­hung in Wei­mar und Wei­mar Land.

So geschah es…

Bei unse­rem Tref­fen erfuhr ich dann, dass sie mich nicht nur zu zweit reani­miert hat­ten, son­dern, dass ein Drit­ter dabei war – zu mei­nem gro­ßen Glück ein Arzt auf dem Nachhauseweg.

Als der Ret­tungs­arzt dann kam, stand die­ser Kol­lege auf und ging, er hatte getan was nötig war und ist dann sei­ner Wege gegangen.

Er bleibt anonym, mein »Schutz­en­gel«…


Des­halb habe ich es also so gut über­stan­den, dank dreier enga­gier­ter, tat­kräf­ti­ger, selbst­lo­ser jun­ger Männer!

Davon wuss­ten aber im Okto­ber 2021 meine Ärzte in der Kli­nik aller­dings nichts, und waren zu recht pes­si­mis­tisch bezüg­lich mei­ner Prognose.

Mit die­sem unge­wis­sen Gefühl und mei­nen spür­ba­ren Ein­schrän­kun­gen, meine Hirn­sub­stanz war zwar geret­tet aber meine „Fest­platte“ war zu einem guten Teil gelöscht und lud sich erst ganz lang­sam wie­der…, musste ich ent­schei­den, wie es wei­ter­ge­hen sollte.

Es war damals für mich klar, dass ich nach einem vier­tel Jahr noch nicht wie­der voll arbeits­fä­hig sein würde. Damit war nach den gel­ten­den Regu­la­rien der Fort­be­stand mei­ner Pra­xis und die Ver­sor­gung mei­ner Pati­en­tin­nen in gro­ßer Gefahr.

Um dem zu ent­ge­hen, habe ich mich Anfang des Jah­res 2022 des­halb ent­schlos­sen, meine Pra­xis in jün­gere Hände abzugeben.


Um das Ver­fah­ren über­haupt anzu­sto­ßen, musste ich auf meine Zulas­sung ver­zich­ten und hatte dann kei­nen Ein­fluss mehr auf den wei­te­ren Ablauf.

Schon ab 1.11.2021 ver­tre­ten und damit den Pra­xis­be­trieb kon­ti­nu­ier­lich gewähr­leis­tet, hat zu mei­ner gro­ßen Freude und mei­ner tie­fen Dank­bar­keit, gänz­lich unkom­pli­ziert, die hie­sige Frau­en­kli­nik mit zwei kom­pe­ten­ten Kol­le­gin­nen. Mit gro­ßer bewun­derns­wer­ter Ener­gie hat das meine Frau in kür­zes­ter Zeit auf die Beine gestellt.

Seit vier Jah­ren bereits war ich im Gespräch mit einer enga­gier­ten und inter­es­sier­ten Gynä­ko­lo­gin, die gerne die Pra­xis über­neh­men wollte – falls ich denn mal Inter­esse daran hätte.

Nun ging aber alles rasend schnell, viel schnel­ler als ich je gedacht hätte, und ich war nun heil­froh und dank­bar, dass es diese Kol­le­gin gibt:

Frau Dr. Alexandra Helgert wird jetzt meine Nachfolgerin.

Damit ist die Ver­sor­gung aller Pati­en­tin­nen für die Zukunft gewähr­leis­tet. Und nun ist es tat­säch­lich soweit – zum neuen Jahr 2023 fängt meine Nach­fol­ge­rin Frau Dr. Hel­gert an.

Ich werde wei­ter­hin einige Stun­den bei ihr ange­stellt arbei­ten und möchte Psy­cho­the­ra­pie und Psy­cho­on­ko­lo­gie anbieten.

Wei­ter­hin über­nehme ich im Brust­zen­trum in Apolda die psy­cho­on­ko­lo­gi­sche Betreuung.

Über die hie­sige Lan­des­ärz­te­kam­mer biete ich noch etwas Fort­bil­dung für psy­cho­so­ma­tisch inter­es­sierte junge Ärz­tin­nen und Ärtze an.

 

An die­ser Stelle möchte ich bei den vie­len Unge­nann­ten ganz, ganz herz­lich bedan­ken, die mir auf mei­nem Weg der Gesun­dung Hilfe und Unter­stüt­zung haben zukom­men lassen.

Vor allem auch bei mei­nen hoch­ge­schätz­ten und ver­dien­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen der Praxis.

DANKE ! DANKE ! DANKE !

Ich wün­sche den Lese­rin­nen die­ser Zei­len lang­an­hal­tende Gesund­heit, Glück und uns allen bal­di­gen Frie­den und Ihnen mit Frau Dr. Hel­gert eine wei­ter­hin gelin­gende, gute und ein­ver­nehm­li­che Zusammenarbeit.

Die bes­ten Wün­sche für Sie und alles, alles Gute und noch­mal Danke für Ihr Ver­trauen – zum Teil über drei Jahrzehnte…


Ihr dankbarer Dr. Hans Heuzeroth